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Mit Rädern und Motoren aufgewachsen.
Ich möchte mich hier ein bisschen vorstellen und meine Begeisterung und Leidenschaft für Motorräder im Allgemeinen und Renn-Motorräder im Besonderen erklären.
Mein Vater, welcher nach dem 2. Weltkrieg in meinem noch heutigen Heimatdorf Wanzwil (ca. 30 km nördlich von Bern) eine eigene Fahrrad- und Motorradwerkstatt gründete, hat mich damals, als kleinen Stöpsel, mit dem Zweirad-Virus infiziert. So drehte sich schon in meinen Jugendjahren alles um Motorräder. Im Geschäft meines Vaters, welches in den 50er Jahren bereits zum grössten Zweiradunternehmen im Oberaargau herangewachsen ist, lernte ich als Kind und Jugendlicher alles, was so ein Töff-Schrauber alles wissen musste (davon kann ich natürlich heute noch profitieren und nötigenfalls meine Gehirnschubladen durchstöbern). Als dann Mitte der 50er Jahre mein um 10 Jahre älterer Bruder sehr erfolgreich mit dem Motorrad-
Rennsport begann (DKW und AJS mit Werksunterstützung), war ich natürlich immer dabei. Dann mit 14 Jahren habe ich selber mit der Rennerei angefangen. Zuerst Rasenrennen und Moto-Cross, immer mit „frisierten“ Ausweisen. Als ich dann endlich 18 war, wurde sofort auf die „legale“ Rennerei, mit Lizenz auf Greeves 250 ccm und Maltri-Motobi, umgesattelt. Das brachte mich und meine Frau (ich hatte inzwischen geheiratet) an den Rand des Ruins. Meine Eltern, welche die Rennerei meines Bruders finanziert hatten, hatten genug vom „Sponsoring“ und wollten mich nicht unterstützen. So habe ich dann Anfang der 70er Jahre meine „Renner“ verkauft und mich seriöserem wie Hausbau, Geschäftsgründung, Nachwuchs etc. gewidmet. In meinem Innersten schlummerte aber die Töff-Leidenschaft weiter und jedes Frühjahr, wenn die Motorräder wieder über die Landstrassen kurvten, wurde ich wehmütig.
Dann, 1987, mein 40. Geburtstag. Meine Frau sagte zu mir, „geh mal in die Garage“. Da stand sie, eine wunderschöne Honda VF 500 F2, mit einem Gutschein für die Fahrerausrüstung. Da ist mein zweiter Frühling ausgebrochen. Die 500er wurde von einer Kawasaki RX 1000 und später von einer Honda CBR 1000, welche ich heute noch habe und ab und zu benutze, abgelöst.
Meine Motorradausflüge führten mich natürlich immer wieder nach Lignière, der kleinen Rennstrecke im Schweizer Jura, dort habe ich zum ersten Mal ein Oldtimer-Rennen gesehen. In meinem Kopf machte es „klick“. Das war es, was ich immer gesucht habe. Von nun an hatte ich nur noch Gedanken, wie komme ich in diese Szene. Ein geeignetes Motorrad musste her. Warum nur habe ich meine früheren Maschinen verkauft, denn genau solche und ältere werden an diesen Veranstaltungen gefahren. Die Suche begann. Also, selten sollte sie sein, 4-taktig, billig und natürlich einen grossen Namen haben sollte sie. Die erste Maschine, die mir angeboten wurde war eine Benelli 500 Quattro. Ich kaufte sie und als ich damit nach Hause kam, sagte meine Frau „also die wird nicht geschlachtet, die ist viel zu schön!“. Kurz darauf rief mich ein Verkäufer an, er habe eine Benelli Sei, nicht original, mit Egli-Teilen verbastelt zu verkaufen. Als ahnungsloser Benelli-Neuling fragte ich, ob das Motorrad 4 Zylinder habe (peinlich, peinlich). Auch dieser Töff wurde gekauft, um kurz darauf festzustellen, dass daraus kein gescheites Renn-Motorrad gemacht werden konnte. Die Sei steht heute 100 % original in meiner Sammlung.
Von diesem Zeitpunkt an, war ich vom Benelli-Virus befallen. Ich kaufte Bücher, las mich durch diverse Schunken und wusste auf einmal, was ich brauchte. Eine Tornado!!
Dann, im Frühjahr 1994 war’s dann soweit. Eine wunderschöne, bis fast ins letzte Detail ausgetüftelte Tornado-Rennmaschine wurde auf die Rennstrecke in Lignière gebracht, um festzustellen, dass der Rolf gar nicht mehr Rennen fahren kann und die Tornado alles was nicht niet- und nagelfest war abvibrierte. Es war wieder Werkstatt-Arbeit angesagt (und das bis heute). Das „richtige“ Fahren auf der Rennstrecke habe ich dann in einem Fahrkurs bei Jaques Cornu erschnuppert und bis heute ziemlich gut weiterentwickelt. Es war ein langer und manchmal steiniger Weg bis ich in der nationalen Oldtimer-Szene vorne mit dabei war. In einem eher kleinen Feld wurde ich bereits 2001 das erste Mal Vize-Schweizermeister. 2005 aber ist für mich doch der bisher grösste Erfolg. Ich erreichte in der Schweizermeisterschaft mit meiner Tornado wieder den 2. Platz und das gegen eine sehr grosse Konkurrenz mit sehr vielen japanischen Fahrzeugen und das freut mich natürlich sehr. Meine Tornado hat sogar bis in die Redaktion vom „Oldtimer Praxis“ für Schlagzeilen gesorgt. Der Redaktionschef schickte ein Reporterteam in die Schweiz, weil man, wie er sagte, aus einer Benelli Tornado unmöglich ein gescheites Rennmotorrad machen könne. Was dann aber mit dem Bericht im Heft Nr. 9 vom September 2004 gründlich wiederlegt werden konnte.
In den letzten etwa 15 Jahren haben sich bei mir einige Benellis eingefunden, um nicht zu sagen, dass ich wohl in etwa die grösste Benelli-Sammlung der Schweiz besitze, bis hin zu den Ersatzteilen. Die Fahrzeuge sind aber nicht oder nur zum Teil verkäuflich, da Benelli mein Hobby ist und ich keinen Handel betreibe. Sollte aber ein Benelli-Freund in Not sein und ich mit wie, wo, was, aushelfen kann, bin ich dazu gerne bereit. Man kann mich am Abend anrufen, oder nach Voranmeldung am Wochenende besuchen, das ist kein Problem.
Ich bin inzwischen 60 Jahre alt, immer noch leidenschaftlicher Töffler und hoffe, es noch eine ganze Zeit lang zu bleiben. Jetzt versuche ich mit meiner Webseite „Benelli Klassik“ andere Benellisti anzusprechen und wenn möglich Kontakte zu knüpfen.
Eurer Rolf von Ballmoos
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April 2008